Beziehung statt Erziehung – Wie meine Kinder im Alltag helfen

Kommen die Kinder in die Pubertät, werden wir Eltern schwierig. Der Umgang miteinander wird anders, alle müssen sich neu aneinander gewöhnen. Oft ist aber auch das eine Zeit in der viele Eltern denken, dass die Kinder nun „erwachsen“ sind und sich im Haushalt beteiligen können. Das geht in den meisten Fällen nach hinten los. Belohnungen und Sternchen-Listen helfen in diesem Alter auch nicht mehr bzw. helfen aus meiner Sicht sowieso nie.

Doch wie kann es gelingen, dass Kinder im Haushalt bzw. im Alltagsleben helfen und sich beteiligen? Wann ist der Beste Zeitpunkt anzufangen und Aufgaben zu verteilen?

Kinder wollen kooperieren

Kinder wollen kooperieren, gerade wenn sie klein sind. Oft machen sie dann Dinge, die wir zuerst falsch interpretieren oder nicht verstehen, warum sie dies tun. Sie ahmen die Eltern nach um „zu helfen“ und tun dabei Dinge, die uns verärgern, wütend machen oder ratlos dastehen lassen.

Sie wollen selbst das verschüttete Wasser aufwischen und machen dabei eine noch größere Sauerei. Oder sie wollen die Waschmaschine beladen, nehmen jedes Teil einzeln in die Hand und stecken es umständlich rein. Oder aber sie wollen sich selbst die Zähne putzen oder an- und ausziehen, schaffen es jedoch nicht so, wie wir es für richtig halten.

Oft sehen Eltern nicht, dass das Kind gerade kooperiert, wenn es mit seinen Händchen das umgeschüttete Wasser auf den Tisch reibt oder sich in unglaublicher Langsamkeit die Socken aus zieht. Den Blick zu verändern kann helfen, ist jedoch für Erwachsene oft nicht einfach. Wir sind es gewohnt, dass alles schnell, schnell geht. Wir leben in einer Umgebung, in der alles auf Effizienz ausgelegt ist und in der es als eine Schwäche gilt, wenn man nicht mindestens fünf Dinge gleichzeitig in Rekordgeschwindigkeit erledigen kann.

Langsam werden, Aufgaben heraussuchen

Mir hat es geholfen, genau das oben beschriebene vor Augen zu halten. Und so versuche ich langsamer zu werden und den Kindern Zeit zu geben. Merke ich, dass sie sich beteiligen wollen, versuche ich mit ihnen gemeinsam passende Aufgaben zu finden. Die Tochter hat zum Beispiel gerne einen eigenen Lappen, wenn ich das Bad putze. Damit lasse ich sie dann den Rand der Badewanne abwischen, oder Flecken auf dem Boden. Vor kurzem bat sie mich, das Waschbecken auch putzen zu dürfen. Also zeigte ich ihr wie ich es mache und lies sie es machen. Für sie ist es in Ordnung, wenn ich nach putze. Es ist nicht das Ergebnis, das zählt, sondern dass sie überhaupt Anteil haben kann.

Auch der Sohn will mit seinen 15 Monaten mithelfen. Aufräumen klappt manchmal recht gut, vor allem wenn es darum geht Dinge laut in Kisten zu werfen. Aber auch Tisch decken macht er unglaublich gerne und es sieht einfach nur niedlich aus, wenn er den Teller für sich und die Tochter, genau auf die Kante des Tisches stellt, weil er einfach nicht weiter reichen kann. Natürlich passiert es bei ihm noch oft, dass ihn die Lust verlässt und er spontan etwas anderes macht. So landet dann ab und an Besteck unter dem Vogelkäfig oder der Käse liegt angebissen auf halbem Weg zwischen Küche und Esstisch. Finde ich aber nicht schlimm. Denn was zählt, er durfte erfahren, dass ich ihm zutraue zu helfen. Dass er ein gleichwertiges Mitglied in dieser Familie ist.

Auch beim Kochen oder Backen helfen die Kinder gerne mit. Hier fällt es mir oft noch schwer zu ertragen, dass das schnell in einer riesigen Sauerei ausarten kann. Doch es lässt sich alles wieder sauber machen. Und die Kinder sind einfach so glücklich, wenn sie später anderen erzählen können, dass sie selbst gebacken oder gekocht haben.

Für uns zählt nie, dass alles perfekt ist. Es zählt, dass wir alle uns so einbringen können, wie es gerade möglich ist. Dass wir aber auch alle die Möglichkeit haben zu sagen, ich schaffe das heute nicht oder aber auch, ich mag heute einfach mal nicht. Auch dafür finden wir gemeinsam eine Lösung.

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