Ein neues Baby kommt zu uns – Tandemstillen – Kindergefühle der ersten Wochen

Unsere Stillgeschichte ist eine eher planlose aber schon recht lange Folge von Tagen, in denen wir einfach immer weiter gestillt haben, weil keiner einen Grund sah, damit aufzuhören.

Nach einem schwierigen Start mit dem ersten Stillkind wurde der kleine Mann zum Stillfanatiker und ist es geblieben. Einschlafen ohne die Mama geht mittlerweile, mit Mama aber ohne Milch einzuschlafen ist für ihn allerdings kaum vorstellbar. Natürlich hätte ich ihn abstillen können aber Abende voller Gebrüll im Gegensatz zu 2 Minuten Einschlafstillen – nö, da war und ist einfach kein Leidensdruck ein sonstiger Anreiz.

Als ich mit dem zweiten Kind schwanger war, wurde die Milch schnell weniger und ab dem 4 Schwangerschaftsmonat war es aus mit der „Mamamilch“. Da Stillen aber so viel mehr ist als Kalorienaufnahme, bestand mein Sohn weiterhin abends auf ein kurzes Brustnuckeln und da es mir nicht weh tat, habe ich ihn gelassen. Es gab Abende, an denen er es ganz vergaß und einfach so eingeschlafen ist. Ich wartete, ob er sich doch ganz von allein abstillen würde. Zu dem Zeitpunkt war er 2 1/2, die längste Stillpause waren 2 Tage. Aber es fiel ihm immer wieder ein und er konnte sich noch nicht verabschieden.

Als mein zweiter Sohn 5 Wochen zu früh auf die Welt kam, musst er im Krankenhaus bleiben und ich musste die Milchproduktion durch Abpumpen anregen.

Ich war froh, zu Hause meinen kleinen Stilljunkie zu haben, der deutlich effektiver war als die Milchpumpe. 36 Stunden nach der Geburt verkündete der Große freudestahlend „Mama, es gibt wieder Milch!“. Allerdings erzeugte die kombinierte Nachfrage von Kleinkind, Milchpumpe und Baby so viel Milch, dass ich das Baby im Krankenhaus fast ertränkt habe. Es war für ein krankes, zartes, frühgeborenes Baby aber evtl. die beste Möglichkeit, genug Milch zu sich zu nehmen…

Da das Baby im Krankenhaus seine Milch brauchte, begann etwas, das man ohne Zweifel Stillmanagement nennen kann. Wieviel Milch braucht das Baby in Flaschen im Krankenhaus? Wann will das Baby stillen, wenn ich dort bin? Darf der Große nochmal trinken oder reicht es dann nicht? Das Baby soll natürlich alles bekommen, was es braucht, der Große sich nicht zurück gesetzt fühlen. Es gab durchaus schwierige Situationen, wenn ich Milch abpumpen musste, der Große aber auch Milch trinken wollte. „Mama“ ist die wohl am härtesten umkämpfte Ressource in der Familie.

Als das Baby nach Hause kam ergaben sich neue Fragen. Wer darf zuerst stillen? Wie oft will ich das Kleinkind stillen? Wie streng muss ich mit ihm sein? Reicht die Milch für 2? Und was zum Teufel macht man mit dem Kind das weint, wenn das andere gerade stillt? Und wieso hat man als Frau keine Ersatzbrust am Rücken?

Natürlich muss jeder seine eigenen Antworten auf diese Fragen finden. Ich war froh, eine Hebamme an meiner Seite zu haben, tatsächlich war das Stillen das meistbesprochene Thema im Wochenbett.

In der ersten Woche habe ich beide Kinder so viel Stillen lassen, wie sie wollten. Das hieß für beide alle 2-3 Stunden, der Große hatte mächtig Angst zu kurz zu kommen. Anfangs schaffte ich es mit dem zarten Baby nicht, dass beide gleichzeitig Stillen konnten und es gab hatten trotz Tandemstillen viele Tränen. Auch habe ich es kaum geschafft so viel zu Essen und zu Trinken, wie es braucht um 2 Kinder quasi voll zu stillen und es war klar, dass das nur eine kurze Übergangslösung sein konnte. Der Große hat geschätzt 1 Kilo in einer Woche zugenommen und da er mir neben dem Baby sowieso riesig vorkam, wuchs mein Wunsch, ihn nicht mehr den ganzen Tag und nicht mehr bis der fast 3jährige satt war zu stillen.

Ich fing an ihn tagsüber zu vertrösten, stellte ihm vor dem Stillen des Babys Kekse, Kakao, Stickerbücher oder zur Not auch das Tablet mit Kindervideos bereit. Über 2 Wochen schafften wir das Stillen tagsüber wieder ab. Nachts wachte er häufig zur gleichen Zeit auf, wie das Baby und auch Nachts gab es in den ersten Wochen viele Tränen, weil der Große warten musste, bis der kleine Bruder wieder eingeschlafen war.

Nach und nach schlief er aber auch wieder (fast) durch und wachte nach 3 Monaten nur noch zum Kuscheln auf. Wir sind jetzt nach 4 Monaten wieder auf dem Stand, dass der Große zum Einschlafen stillt und das Baby den ganzen Tag. Grundsätzlich klappt das gut, die Dramen haben sich stark reduziert, nur in besonderen Situationen ist es für den Großen schwierig, tagsüber nicht stillen zu dürfen, Hier bin ich selbst noch unsicher, ob es besser ist, ihn kurz Stillen zu lassen oder Koseque… wie heißt dieses Wort? Also manchmal stillt er auch tagsüber nach einem Wutanfall oder wenn die Kita sehr anstrengend war.

Das Thema Eifersucht liegt wie Nebel um das Tandemstillen. Hilft es nun oder hilft es nicht gegen Geschwistereifersucht?

Mein Fazit für meine Kinder ist, dass es dem Großen hilft, sich der Mamaliebe rückzuversichern. Es ist ein sehr direkter Weg ohne viele Umwege. Milch vermittelt Geborgenheit, Sicherheit und entspannt schwierige Situationen. Nun kommt das ABER: Es kostet unglaublich viel Kraft und wahrscheinlich genauso viel wie die entstehenden Konflikte auf andere Weise zu lösen. Ich gebe zu, manchmal mag ich nicht mehr, es ist anstrengend, es gibt Tage, da habe ich ständig weiche Knie und kann nicht so viel Essen, wie die Kinder stillen. Aber die Ruhe und den Frieden, den es nach einer turbulenten Anfangsphase wieder bringt, würde ich auch sehr vermissen.

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