Stillen und Abpumpen auf der Intensivstation

Nachdem unsere beiden Kinder zeitweise auf der Intensivstation im Krankenhaus waren möchte ich in diesem Beitrag meine Erfahrungen mit euch teilen, wie das Stillen eines Babys auch auf der Intensivstation gelingen kann.

Natürlich ist es ein Unterschied, wie früh oder krank die Babys geboren werden und wie intensiv sie im Krankenhaus versorgt und überwacht werden müssen. Grundsätzlich gilt für alle Babys: Jeder Tropfen Muttermilch ist gut für sie und stärkt ihren kleinen Körper. Es gibt leider Ausnahmen, wenn die Mutter bestimmte Medikamente nimmt oder unter der Geburt bekommen hat. Falls ein Arzt sagt, dass die Muttermilch nicht gefüttert werden darf, ist es möglich eine zweite Meinung von Embriotox einzuholen. Das ist die Beratungsstelle zur Verträglichkeit von Medikamenten in der Schwangerschaft und Stillzeit, die eine sehr differenziertere Beurteilung der individuellen Situation vornimmt.

Wenn es irgendwie möglich ist, sollte das Baby gleich nach der Geburt wenigstens einmal angelegt werden, die erste Milch (Kolostrum genannt) enthält viele Abwehrstoffe und ermöglicht eine gute Besiedlung des Darmes. Sollte das nicht geklappt haben sollte die Milch ausgestrichen werden, sobald die Mama fit genug dazu ist.

In den ersten Tagen produziert der Körper das Kolostrum in sehr kleinen Mengen, der Bauch des Babys ist auch noch sehr klein und es kann noch nicht so lange saugen. Die enthaltenen Stoffe für das Baby sind im Kolostrum stark konzentriert und es gilt wirklich: Jeder Tropfen ist wertvoll. Meist klappt es nicht, das Kolostrum mit einer Milchpumpe abzupumpen und es ist frustrierend, die 3 Tropfen in großen Plastikflaschen kleben zu sehen. Anfangs klappt es meist besser, die Brust von Hand auszustreichen und das Kolostrum in einem Becher aufzufangen, der nicht größer als ein Schnapsglas sein muss. Im Krankenhaus gibt es diese Becher für Medikamente, die haben eine gute Größe. Das Kolostrum wird dem Baby dann in einer kleinen Spritze oder mit einem Löffel gegeben.

Damit der Körper die Milchproduktion startet, braucht es einen konstant hohen Prolaktinspiegel bei der Mutter. Prolaktin wird ausgeschüttet, wenn das Baby an der Brust saugt – oder die Milchpumpe. Der Spiegel des Prolaktin im Blut sinkt nach dem Stillen oder Abpumpen und ist nach 3 Stunden wieder recht niedrig. Deshalb muss in den ersten 10 Tagen unbedingt mindestens alle 3 Stunden das Baby angelegt oder Milch abgepumpt werden, damit  das Stillen gelingen kann.

Die Menge der Milch, die abgepumpt werden kann, ist dabei zweitrangig und sagt wirklich nichts darüber aus, wieviel Milch euer Baby aus der Brust holen kann. Bei meinem ersten Sohn kamen da 20 ml, wenn es gut lief aber zu Hause haben wir ohne Probleme voll gestillt und er muss mindestens 80ml getrunken haben. Die abgepumpte Milch muss ununterbrochen gekühlt werden und kann so innerhalb von 24 Stunden an das Kind verfüttert werden. Solltet ihr mehr Milch abpumpen, als das Baby trinkt, kann die Milch auch eingefroren werden.

Wenn es möglich ist, sollte das Baby so oft es möglich ist an der Brust trinken, da es die Bindung stärkt, die Stimulation besser ist als die einer Milchpumpe und das Baby das Stillen lernen muss. Je weniger oft die Flasche gegeben wird, desto leichter lernt das Baby die Still-Technik. Am besten für die Stillbeziehung ist das Zufüttern mittels Brusternährungsset allerdings ist meine Erfahrung aus 2 Krankenhäusern, dass ich dort nicht genügend Unterstützung bekommen habe um mit einem Brusternährungsset zu füttern.

Was es aber in jedem Krankenhaus und über die LaLecheLiga oder die afs gibt ist kostenlose Stillberatung. Durch zu kleine oder zu große Aufsätze der Milchpumpen, das Baby, das noch üben muss und die Belastung der Mutter können schnell die Brustwarzen schmerzen und wund werden. Sprecht das unbedingt an und holt euch Hilfe. Nehmt bitte jede für euch sinnvolle Hilfe an, die ihr bekommen könnt. Die Gesundheit und Zufriedenheit von Mutter und Kind hängen stark von der Unterstützung der ganzen Familie in den ersten Wochen mit Baby ab, vor allem wenn noch ein Krankenhausaufenthalt dazu kommt.

Zusammengefasst: So wenig Stress wie möglich, Stillen so oft es geht, mindestens alle 3 Stunden die Brust stimulieren (Pumpe oder Baby) und Kuscheln was das Zeug hält, sobald es mit dem Baby möglich ist, alle Kuschel- und Still-Hormone arbeiten für euch.

Da mir dieses Thema sehr am Herzen liegt, freue ich mich über jeden, der seine Erfahrungen über die Kommentarfunktion mit uns teilt und ihr könnt jederzeit per Kommentar oder Mail um Rat und Hilfe fragen.

3 Gedanken zu “Stillen und Abpumpen auf der Intensivstation

  1. Hallo ihr Lieben. Ich verfolge euerm Block von Anfang an aber das ist ein Thema wo ich sehr gut mit reden kann .
    Also meine Tochter Clara würde bei 29+1 mit Not Kaiserschnitt zur Welt geholt . Allso 11 Wochen zu früh. Das stillen hat nicht geklappt.
    1. Sie konnte nicht angelegt werden da sie so klein war .
    2. Der micheinschuss wollte nicht wirklich
    3. Pumpen hat auch nichts gebracht ich habe es 6 Wochen versucht . Nachts zu Hause Wecker gestellt so wie auch im kh neben ihr regelmäßig die Pumpe angelegt Ich habe alles versucht was nur ging .
    Bis ich am Ende meiner Kräfte war .
    4. Als sie zuhause war haben wir das anlegen nochmals versucht alles ohne Erfolg.
    Und das war jetzt die mini Ausführung von meiner Erfahrung.

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    1. Liebe Tamara, da hattet ihr einen sehr schweren Start, es tut mir leid, das zu lesen. Wenn Kinder so früh geboren werden, ist es sehr schwer, die Milchproduktion in Gang zu bringen. Unter allen Mamas gibt es immer wieder die Situation, dass das Stillen leider nicht so klappt w8e gewünscht. Ich hoffe dir und Clara geht es heute gut und ihr konntet eure schwierige Anfangsphase verarbeiten. Es gibt so viel Gutes, das wir für unsere Kinder tun können, Stillen ist da nur ein kleines Puzzelteil, wenn man ihr ganzes Leben betrachtet. Liebe Grüße Melanie

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