Natürliche Geburt – Hypnobirthing oder die entspannte Geburt

Das erste Bild in den Köpfen vieler, die das Wort Geburt hören ist eine Frau, die schreiend vor Schmerzen auf dem Rücken in einem Krankenhausbett liegt. Sie bedarf der Hilfe von Hebammen und Ärzten, um das Martyrium zu überstehen und danach passiert ein Zauber, der die Mutter das alles wieder vergessen lässt.

Wir müssen uns zwei Fragen stellen:

  • Woher kommt dieses Bild?
  • Wie können wir Geburten anders erleben?

 

Woher kommt unsere Vorstellung von Geburten?

Von der Antike bis ins 18. Jahrhundert wurden Schwangere ausschließlich von Hebammen betreut, Kinder zu bekommen war eine reine Frauensache. Das Wissen um die Unterstützung der Frau bei der Geburt wurde mündlich weiter gegeben, eine Hebamme bildete die nächste aus und Kinder wurden zu Hause geboren. Zur Unterstützung der Frau war die Hebamme bei der Geburt anwesend und eventuell eine Freundin oder Bekannte, die selbst schon Kinder hatte. Die Geburt galt als ein frohes Ereignis, die Frau wurde unterstützt und ermutigt.

Ab dem 18. Jahrhundert entstanden in Städten erste Geburtskliniken, in denen vor allem arme Frauen und Prostituierte ihre Babys unter der Aufsicht von Ärzten bekamen. Dies galt allerdings als „schlechtere Alternative“ und durch die mangelnde Hygiene in den Krankenhäusern verstarben viele Mütter und ihre Babys an Infektionen.

In den Krankenhäusern wurden den Frauen Medikamente gegeben, teilweise wurden sie vollständig narkotisiert und die Kinder mittels Geburtszangen geboren. In dieser Zeit entstand das Bild von gefährlichen, schmerzhaften Geburten, die die Frauen viel zu oft nicht überlebten. Geschuldet war das schon damals der schlechten Betreuung der Frauen, in den Geburtskliniken arbeiteten keine oder nur wenige Hebammen.

Und trotzdem wurde die Krankenhausgeburt  im Laufe des 20. Jahrhunderts immer verbreiteter. Natürlich vergrößerte sich das Wissen um die Geburtsabläufe bei den Ärzten und auch in der Hygiene und der Anwendung von Medikamenten sammelten die Ärzte Erfahrungen.

Die Möglichkeit einen Kaiserschnitt mit Betäubung durchzuführen, den die Frau in der Regel überlebte sorgte für großen Zulauf in den Entbindungskliniken.

Und so wurde nach und nach die arztbegleitete, medikamentenunterstützte Entbindung der Frau zum Standard, Bilder von leidenden Frauen setzten sich in den Köpfen fest und wirkten auch auf die Frauen, die noch keine Kinder geboren hatten.

 

Wie können Frauen selbstbestimmt Gebären?

Im Verlauf der Geschichte der Geburtshilfe gab es immer wieder Phasen der Rückbesinnung und es stellte sich die Frage:

Wie können einige Frauen schmerzarm und ohne großes Leid ihre Kinder gebären, während andere schwere und schmerzhafte Geburten durchleiden, die nur mit Medikamenten erträglich gemacht werden können?

Und wie war das früher, vor den Ärzten, Krankenhäusern und Medikamenten?

Der englische Geburtshelfer Dr. Grantly Dick-Read erkannte einen Zusammenhang zwischen Angst vor der Geburt und der Erwartung von Schmerzen bei den Frauen und den Schmerzen, die sie unter der Geburt tatsächlich erlebten. Seine These, dass es eine entspannte, angstfreie und zuversichtliche Frau braucht um einfach und oftmals schmerzfrei zu gebären beschrieb er in seinem Buch „Mutter werden ohne Schmerz“ (1953). Er beschrieb darin das von ihm bezeichnete Angst-Spannungs-Schmerz-Syndrom als Teufelskreis. Die Anspannung der Frau beeinträchtigt den natürlichen Geburtsverlauf, der Körper verspannt sich und das Kind kann nur unter großen Schmerzen geboren werden. Dr. Grantly Dick-Read gilt heute als Vater der (modernen) natürlichen Geburt.

Seine Beschreibung des Angst-Spannungs-Schmerz-Syndrom bildet eine der Grundlagen für das Hypnobirthing, das durch Marie F. Mongan bekannt wurde.

 

Was passiert beim Hypnobirthing?

Der wichtigste Punkt beim Hypnobirthing ist Entspannungstechniken zu erlernen, so dass die Frauen unter der Geburt loslassen können und ihre Kinder ohne Widerstand gegen den eigenen (schmerzerfüllten und verkrampften) Körper geboren werden können.

Marie F. Mongan hat das wohl bekannteste Buch zum Thema Hyponbirthing geschrieben, in dem Sie Familien einen natürlichen Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt beschreibt.

In ihrem Buch beschreibt sie sowohl Methoden um die innere Einstellung zu verändern als auch Möglichkeiten der Entspannung für die Frau mit und ohne Unterstützung durch die Geburtsbegleiter.

In der Sprache wird auf eine positive Ausdrucksweise wert gelegt, Frauen sollen sich während der Schwangerschaft nicht mit Horrorgeschichten über Geburten beschäftigen, die Geburt sollte von der Familie freudig erwartet werden. Dabei helfen Geburtsaffirmationen, die in kurzen Sätzen eine positive Sicht auf die Geburt beschreiben und die durch viele Wiederholungen verinnerlicht werden.

Weiterhin werden Entspannungsübungen erklärt, zum Teil sind diese auch online verfügbar. In der Regel sind das Audio-Dateien, die eine Entspannungsreise ähnlich einer Hypnose beschreiben. Das Entspannen mit Hilfe der Entspannungsreisen muss geübt werden, um bei der Geburt abrufbar zu sein.

Weiterhin empfiehlt Marie F. Mongan eine gesunde Lebensweise für eine bestmögliche Geburtsvorbereitung.

Hypnobirthing ist viel weniger Hokuspokus als es beim ersten Hören vielleicht assoziiert und es gibt neben Literatur auch Kurse, in denen sich Frauen oder Paare auf die Geburt vorbereiten können.

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