Unser Fiasko mit der U3 Betreuung – ohne Transparenz und Kommunikation geht es einfach nicht

In der Schwangerschaft verkündete ich, nach 9-12 Monaten in jedem Fall zurück im Job zu sein.

Wie ein Kind die Welt verändert.
Ich hatte doch jetzt etwas wichtigeres zu tun. Das Kind musste betreut werden, die Welt zu einer besseren gemacht werden und mein Leben mit Kind daheim gefiel mir wirklich sehr gut.

Kurz vor seinem ersten Geburtstag haben wir ein Haus gekauft und es stand fest, dass ich bald wieder in den Job zurückkehren musste, damit wir das schöne Eigenheim bezahlen konnten.
Das einjährige Kind war nach dem Umzug sehr anhänglich, ein schlechter Esser und Schläfer, stillbegeistert und wollte nicht mal durch die engsten Familienangehörigen betreut werden.

Wir gaben ihm noch Zeit bis er 17 Monate alt war.
Dann bekamen wir einen Platz bei einer Tagesmutter und wollten es versuchen.
Unser Kredo war „wenn es nicht klappt, finden wir eine andere Lösung“. Das stellte sich im Ernstfall deutlich schwieriger da als es gesagt war.

Die Vorbehalte in unserem Umfeld gegen Tagesmütter waren groß und wir wurden oft gefragt, ob wir nicht Angst hätten, was dort alles passieren könne. Schließlich ist eine Tagesmutter den ganzen Tag allein mit den Kindern, unterliegt keiner Kontrolle durch Kollegen, ist mit 3-4 Kindern allein.

Wir waren zuversichtlich, dass unser Kuschelkind mit einer festen Bezugsperson in einer kleinen Gruppe gut zurecht kommen würde. Als ich die Tagesmutter kennen lernte, gab sie sich natürlich Mühe einen guten Eindruck zu hinterlassen. Es wurde viel erklärt und das klang alles soweit gut.
Ich bestand auf einer langen Eingewöhnungszeit von 4-6 Wochen. Der Sohn sollte letztendlich entscheiden, wann er eingewöhnt sei.
Üblich sei bei ihr eine Eingewöhnung innerhalb von 2 Wochen aber sie akzeptierte meinen Wunsch.

Nach 2 Wochen spielte unser Sohn in meiner Anwesenheit fröhlich mit den anderen Kindern und ging auch auf die Tagesmutter zu.
Wir vereinbarten für die kommende Woche erste Trennungsversuche von 15-30 Minuten.
Unser Sohn weinte als ich ging, das tat er aber auch, wenn er mit dem Papa oder der Oma daheim blieb und ich weg ging.
Die Tagesmutter bestätigte, dass er sich schnell beruhigt hätte und dann mit den anderen Kinder gespielt habe. Wusste ich, denn ich hatte natürlich vor der Tür gelauscht.
In der dritten Woche konnten wir die Trennungen auf 1 Stunde erweitern. Er weinte kurz wenn ich ging, sonst war es ok.
Dann beschloss die Tagesmutter, dass ich ihn nicht mehr hinein begleiten, sondern ihn nur noch an der Tür abgeben sollte. Das ist bei ihr üblich.

Ab der Woche 4 nahm das Drama seinen Lauf.
Der Sohn fand es nicht gut, an der Tür wie eine heiße Kartoffel übergeben zu werden. Die Tagesmutter beschloss trotzdem, dass eine Aufenthaltszeit von 3 Stunden ohne Probleme möglich sei.
Nach den ersten Tagen als unser Sohn den gesamten Vormittag allein bei der Tagesmutter war, war er sehr müde, geschafft, kaputt.
Zu Hause wurde er nach dem Essen/Stillen/Schlafen wieder lebendig.
In der 6. Eingewöhnungswoche blieb er auch bis zum Nachmittag. Der Papa holte ihn um halb 3 ab.
Er war weiterhin sehr geschafft, erholte sich aber zu Hause schnell.

Die Aussage der Tagesmutter war immer „Alles war gut, er hat gut gegessen aber nicht geschlafen“. Ok, ich hatte fast damit gerechnet, dass er dort nicht von Anfang an schlafen würde, weil er zu Hause nur mit Einschlafbegleitung von mir oder meinem Mann einschlief. Es soll ja bei den Tagesmüttern alles anders sein. Er schlief aber nicht.

Es kamen die Sommerferien und er war viel zu Hause. Uns fiel auf, dass seine Neurodermitis in der Zeit zu Hause besser wurde als sie während der Betreuungszeit war.
Alle waren sich einig, dass Betreuung eben doch Stress aber noch alles im Rahmen sei.
Nach den langen Sommerferien hatten wir (verständlicherweise) einen schweren Start. Aber unser Sohn ist auch im Lauf der Zeit nie richtig bei der Tagesmutter angekommen.

Er wurde bei uns zu Hause immer selbständiger und fing an zu sprechen. Vor der Tür der Tagesmutter zeigte er immer vehementer, dass er dort nicht hin möchte. Im Treppenhaus wurde ich von einer Nachbarin angesprochen, dass mein „armes Kind den ganzen Tag dort weinen würde“. Woher wusste die Frau, dass mein Kind den ganzen Tag weint..? Und was heißt den ganzen Tag..? Habe ich sie leider nicht gefragt. Wir machten uns Sorgen, hatten aber schon den ersehnten Platz im Kindergarten ab Januar 2018 zugesagt bekommen und hofften, die letzten Wochen bei der Tagesmutter halbwegs zu überstehen.

Es ging eben doch nicht, dass ich einfach zu Hause blieb und mich um ihn kümmerte.
Wir organisierten die Oma, die ihn an einem Tag in der Woche früher abholte.

Die Zweifel an der Betreuungsqualität überkamen uns täglich. Das Kind hatte in 4 Monaten ganau einmal schmutzige Hosen vom Spielen draußen gehabt. Allzu häufig schienen die „täglichen“ Spielplatzbesuche dann doch nicht zu sein. Nie hatte er in der ganzen Zeit auch nur einen Fleck vom Essen auf dem T-Shirt. Dafür saß er zu Hause plötzlich mit der Fernbedienung in der Hand auf dem Sofa und zeigte auf den Fernseher. Wir hatten seit Wochen den Fernseher nicht in seiner Gegenwart an gehabt…
Und jeden Tag die gleiche Aussage „Es war alles in Ordnung, er hat gut gegessen und nicht geschlafen“. Selbst auf Nachfrage bekamen wir nie mehr Infos, höchstens ein Schulterzucken. Die angekündigten Entwicklungsgespräche fanden nie statt.

Vor den Herbstferien gab es eine Phase, in der unser Sohn furchtbar schlecht schlief. Er wachte nachts häufig weinend auf. Er wollte nicht mehr gewickelt werden und wir brauchten dazu viel Geduld. Wir tippten auf einen Schub, Entwicklung, Phase… Was es eben immer so ist.
Dann kam der erste Tag, an dem er nicht ordentlich gewickelt mit schmutzigem, wunden Po nach Hause kam. Ich war stinkwütend und fragte bei der Tagesmutter nach. Die Antwort: „Er hätte beim Wickeln geweint“. Aha… geweint… Wir wurden mit dieser Erklärung abgespeist, es gab keine Rückfrage, kein Angebot zur Zusammenarbeit, nichts.
An diesem Tag wussten wir, dass wir ganz schnell etwas für unseren Sohn tun mussten.
Es kamen die Ferien, er war bei uns, schlief von einem Tag auf den anderen hervorragend, wachte nicht mehr weinend auf und Wickeln durften wir ihn auch wieder ohne Probleme.

Wir versuchten eine alternative Betreuung für ihn zu organisieren. Wir verplanten die Omas, ich basteltete im Büro mit Überstunden und Resturlaub möglichst viele freie Tage zusammen.
Trotz aller Organisation musste er nach den Ferien noch für 6 Wochen zur Tagesmutter, weil wir so schnell einfach keine andere Lösung finden konnten.
In dieser Zeit wurde unser schlechtes Gefühl fast täglich bestätigt. Der Ton der Tagesmutter wurde ruppiger, die Oma beobachtete, wie sie unser weinendes Kind auf der Straße am Arm hinter sich her zog. Es gab noch mehrere Wickelprobleme.

Ich war verzweifelt aber es fehlte uns an kurzfristigen Alternativen. Jeden Tag versuchten wir ihm zu erklären, dass es nicht mehr für lange ist. Dabei wissen wir, dass das unserem Sohn nicht geholfen hat.

Leider wurde der häufigste Kritikpunkt der fehlenden Transparenz über das, was bei der Familientagespflege passiert für uns zum großen Problem. Wenn die Tagesmutter keinen Einblick gewähren will und die Kinder noch nicht sprechen können, bleibt nur Rätselraten über das, was dort passiert.

Noch etwas konnten wir beobachten. Fragten wir unseren Sohn, ob er zur Tagesmutter gehen möchte, sagte er „ja“. Es dauerte Wochen, bis bei mir der Groschen fiel. Er war sehr glücklich dort mit gleichaltrigen Kindern spielen zu können. Und was die erwachsende Betreuungsperson tat, akzeptierte er, weil sie erwachsen war.

Diese Woche war sein letzter Tag bei der Tagesmutter, er kann dank tatkräftiger Mithilfe der ganzen Familie bis zum Ende des Jahres zu Hause bleiben. So viel Sekt wie ich trinken müsste um das zu Feiern vertrage ich nach fast 3 Jahren Schwangerschaft und Stillzeit definitiv nicht mehr. Aber wir sind sehr froh und voller Zuversicht, dass für ihn im nächsten Jahr ein neuer, glücklicherer Abschnitt beginnt.

2 Gedanken zu “Unser Fiasko mit der U3 Betreuung – ohne Transparenz und Kommunikation geht es einfach nicht

  1. Oh jeh, da habt ihr aber einen schweren Weg hinter euch! 😦 Ich drücke euch alle Daumen, dass es ab jetzt besser läuft. Bei uns in der Gegend plädieren einige Eltern bei U3 Kindern eher auf tagesmutter als auf Krippe und ich habe das ählnich kritisch gesehen wie deine Bekannten. Wir hatten mit unseren zwei verschiedenen Krippen (wir sind umgezogen und mussten wechseln) beide Mal wahnsinnig Glück und haben dort eine tolle Betreuung für unsere Kinder gehabt. Alles Liebe wünscht dir Sonja

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