Ich bin nun seit fast vier Jahren Mutter. Und ich bin so erschöpft, dass ich oft gar nicht mehr weiß wie ich den Tag überhaupt noch schaffe. Dabei bin ich doch „nur“ Mutter. Ich habe zwei Kinder, keine zehn. Ich habe einen Mann, der sich in die Partnerschaft einbringt, der ein liebevoller Vater ist und jeden Abend Essen kocht und anschließend mit mir gemeinsam die Kinder ins Bett bringt. Warum also bin ich dann erschöpft? Warum jammer ich hier rum?
Ganz einfach, weil es manchmal verdammt hart ist und das so viel Kraft kostet, wie ein Mensch sie eben nicht hat. Da können die Kinder noch so lieb lachen am Tag, der Mann sich einbringen und Großeltern da sein und helfen. Manchmal reicht es eben einfach nicht.
Wir haben verdammt viel durchgemacht
Kaum ein Elternteil kennt es nicht, die Anstrengung der ersten Wochen und Monate. Nächte mit wenig Schlaf, Tage mit einem Baby, dass am liebsten nur getragen werden will. Zeit, die einfach verrinnt und ein Haushalt, der komplett zusammen bricht. Doch nach einiger Zeit spielt sich ein Alltag ein, die Kinder werden größer, die Nächte entspannter und auch die Eltern werden wieder fitter.
Für uns waren die ersten Monate als Eltern die vielleicht härtesten in unserem Leben. Ich habe nach einer schlimmen, anstrengenden und krank machenden Geburt fast eine Woche nicht geschlafen. Der Mann war in dieser Zeit überwältigt, überfordert und einfach auch müde. Und die Tochter? Die hat geschrien, mitunter fast 24 Stunden am Stück durch.
Ja, es gab in diesen ersten Monaten auch Zeiten, in denen sie nicht geschrien hat. Tragischerweise waren das oft Besuche bei anderen, oder wenn wir Besuch hatten. Das hat ihre Neugier befriedigt, sie konnte neue Eindrücke sammeln und dann hinterher alles rausbrüllen. Wir mussten uns immer wieder anhören, dass es doch gar nicht so schlimm sei.
Nach viereinhalb Monaten wurde es besser. Aus dem brüllenden Säugling entwickelte sich ein kleiner Mensch, der genau wusste was er will, der lautstark protestieren konnte und der mit verdammt wenig Schlaf auskam. Während der Mann die Vollzeitbetreuung der Tochter übernahm ging ich wieder vollzeit arbeiten. Acht Stunden am Tag im Bürojob mit wirklich großer Verantwortung, Nächte mit schreiendem Baby und wenig Schlaf.
Und trotzdem kam er dann, der Wunsch nach dem zweiten Kind. Diesmal war das Glück auf unserer Seite, ich wurde relativ schnell schwanger und erlebte eine Schwangerschaft, die zwar recht komplikationslos war, die meinem Körper aber alles abverlangte. Übelkeit war mein ständiger Begleiter, mein Kreislauf machte schlapp und ich saß gegen Ende weinend bei meiner Frauenärztin, die mich dann zwei Wochen krank schrieb.
Der Mann und ich waren optimistisch, nochmal würden wir kein Schreibaby bekommen. Bekamen wir auch nicht und in den ersten Wochen sah noch alles recht entspannt aus. Der Sohn lies sich ab und an ablegen, schlief tagsüber sogar bis zu drei Stunden am Stück (meist im Tuch) und wachte nachts nur alle halbe Stunde auf (ich dachte bis zu dem Zeitpunkt, dass das normal für einen Säugling wäre…). Doch mit der Zeit zeigte sich, auch dieses Baby brauchte sehr viel. Körperkontakt, Nähe, Muttermilch und vor allem absolute Stille zum schlafen, utopisch mit einem Kleinkind als großer Schwester.
Mittlerweile ist der Sohn eineinhalb und schläft in guten Nächten zwei Stunden am Stück. Beide Kinder gehen in die Kita, was für uns eine große Hilfe ist und mir Raum gibt ein wenig Kraft zu tanken, neben der Arbeit. Und trotzdem: Ich bin müde, ich bin erschöpft, ich habe keine Kraft.
Es ist in Ordnung
Lange wollte ich mir nicht eingestehen, dass ich so müde und erschöpft bin. Es ist wie ein Versagen. Ich habe doch bloß zwei Kinder, das müsste doch einfach zu wuppen sein. Doch das war es nicht und das ist es auch immer noch nicht. Beide Kinder sind zauberhaft, wundervoll und spielen mittlerweile phasenweise zu zweit, so dass wir uns zurücklehnen und zuschauen können.
Doch beide Kinder brauchen noch so viel. Sie brauchen beide individuelle Einschlafbegleitung, so dass jeden Abend einer von uns ein Kind ins Bett bringt und mindestens eine halbe Stunde dort sitzt bzw. liegt. Alleine die Kinder ins Bett bringen geht nur, wenn die Tochter auch wirklich mitmachen mag. Beide in einem Bett in den Schlaf zu begleiten ist utopisch. Beide Kinder scheinen Gefühle extrem wahrzunehmen und leben das aus. Ich finde das wichtig, aber ganz ehrlich, manchmal ist es sehr anstrengend das zu begleiten.
Und deswegen ist es in Ordnung, dass ich müde bin. Es ist in Ordnung zu sagen, dass ich erschöpft bin. Und nein, es geht nicht von einem Nachmittag nur für mich weg. Es ist ein langer Weg der Genesung, den wir gehen. Es ist ein Weg, der noch steinig sein wird, denn es ist wahrscheinlich auch ein Weg auf dem wir aus diesem Grund Abschied von weiteren Kindern nehmen werden. Aber es ist in Ordnung. Es ist richtig, es ist wichtig. Ich bin Mutter, ich bin müde und erschöpft, ich bin richtig und gut.
Ganz toller Beitrag!
Und so wichtig und richtig, es so klar und deutlich rauszulassen!
Leider sind die Erwartungen an das Muttersein, durch die vielen “Happy perfect family “-accounts und durch Bekannte etc, die nicht ehrlich sind, einfach unreal.
Und wenn man dazu noch ein forderndes Kind hat, ists umso schwerer…
Ich finde es wichtig, das alles auch zu kommunizieren!
Vielen Dank dafür!!
Liebe Grüße!!
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Vielen lieben Dank und wie schön, dass du auch auf meinem Blog gefunden hast 😊 ich habe lange gezögert ob ich den Beitrag wirklich veröffentlichen möchte, weil es eben so kaum vor kommt. Aber ich empfinde es als so wichtig den Menschen zu zeigen, dass es eben nicht immer alles schön und einfach ist. Und das man trotzdem sein Kind liebt, bedingungslos.
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