Roses Revolution Day 2017

Heute am 25. November jährt sich der Roses Revolution Day zum 5. Mal.

Der Roses Revolution Day wurde 2013 initiiert und ist ein weltweiter Aktionstag für eine würdevolle Geburtshilfe.

Jedes Jahr wächst die Teilnehmerzahl und die verschiedenen Aktionen schaffen Aufmerksamkeit für dieses viel zu lange tabuisierte Thema.

Über Generationen haben Frauen lieblose, entwürdigende Behandlungen unter der Geburt erlebt. Sie tragen diese Traumata ihr Leben lang und tauschen sich nur selten darüber aus. Niemand hat je gezählt, für wieviele Frauen der Geburtstag ihrer Kinder neben der Freude auch Traurigkeit und Bitterkeit bedeutet.

Die zunehmende Ökonomisierung von Geburten und die immer dramatischere Lage der Hebammen in Deutschland führen dazu, dass Respektlosigkeit und Gewalt in der deutschen Geburtshilfe alltäglich sind.

Dieser Aktionstag soll sensibilisieren und ein Bewusstsein für die Verletzlichkeit der werdenden Mutter und die Folgen gewaltsamer Erlebnisse in der Geburtshilfe schaffen.

Gleichzeitig sollen Frauen ermutigt werden, sich mit ihren Erlebnissen auseinander zu setzten. Die Aussage „Hauptsache das Kind ist gesund“ darf nicht länger das Dogma einer Geburt sein.

Anstatt gruselige Geburtsberichte wieder zu geben möchte ich heute über Auswirkungen gewaltsamer Erlebnisse und Hilfsangebote für Familien schreiben, die gewaltsame Behandlungen erleben mussten.

Was ist mit Geburtshilfe gemeint?

Geburtshilfe umfasst die gesamte Zeit von der Vorsorgeuntersuchung beim Arzt über die Geburt bis zur Nachsorge im Wochenbett.

Wann gilt die Behandlung als gewaltsam, traumatisch, respektlos?

Maßgeblich ist allein, wie die werdende Familie ihre Betreuung und Behandlung empfunden hat. Auch wenn Ärzte oder Hebammen eine Behandlung als „normal“ erachten, kann sie für die Frau aber auch für Begleitpersonen wie den werdenden Vater ganz anders wahrgenommen werden.

Gewalt in der Geburtshilfe beschränkt sich nicht nur auf offensichtliche körperliche Misshandlung, ein unsensibler Kommunikationsstil oder fehlende Informationen können eine Schwangerschaft und ihr Erleben ebenfalls negativ beeinflussen.

Die Initiative für gerechte Geburt gibt hier folgende Beschreibung:

„Gewalt in der Geburtshilfe sind Handlungen, Vorgänge und/oder systemische sowie soziale Zusammenhänge, die sich während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder im Wochenbett negativ beeinflussend, verändernd oder schädigend auf Frauen und ihre (ungeborenen) Kinder auswirken. Indirekt können auch Partner, Geburtshelfer oder Familienangehörige betroffen sein.

Ausgeübt wird diese Gewaltform durch medizinisches Personal oder andere in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett beteiligte Menschen, sie kann stark  strukturell (Personal-, Zeitmangel, Routine) bedingt sein. Unabhängig davon, ob die Gewalt wissentlich oder unabsichtlich passierte, geht sie immer mit der Missachtung der Rechte von Frauen (Schwangeren, Gebärenden, Müttern) und Kindern einher.

Quelle

Welche Auswirkungen hat eine gewaltvolle Betreuung für die Betroffenen?

Die möglichen Folgen für die Betroffenen sind vielfältig und weitreichend.

Neben körperlichen Problemen, die direkt durch einen Eingriff bedingt werden, wie starke innere Blutungen, Verletzung von Organen oder unsachgemäß vernähte Wunden kann es zu psychischen Beeinträchtigungen der Mutter wie Angstzuständen, Schlafstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen kommen. Häufig fällt es traumatisierten Eltern schwer eine stabile Bindung zu ihrem Neugeborenen aufzubauen, daraus können Schlaf- und Stillprobleme entstehen.

Wenn die Schwangerschaft, die Geburt eines Kindes und die Nachsorge mit dem Verlauf von einigen Wochen emotional nichts an Dramatik verliert, sich nicht im leichten Nebel des Vergessens verzieht, sondern ständig präsent ist, das Leben der Familie negativ beeinflusst, zu andauernden Schmerzen, Schlaflosigkeit, Traurigkeit oder Grübeleien führt, besteht Handlungsbedarf. Wenn wiederholte Gespräche der Eltern mit Vertrauten, Freunden oder mit der Hebamme nicht zu einem emotionalen Abschluss des Themas führen, sollte die Familie Hilfe annehmen.

Als Maßgabe gilt das Empfinden der Familie, nicht das Vorhandensein bestimmter Faktoren.

Wie und wo findet man Hilfe?

Über das Erlebte zu Sprechen ist eine wichtige Maßnahme.

Das kann in der Familie, mit der Hebamme mit Freunden oder anderen Vertrauten geschehen.

Wenn diese selbst organisierte Hilfe keine Linderung bringt, gibt es die Möglichkeit, das Erlebte mit den direkten Beteiligten zu Besprechen. In der Regel bieten sowohl Hebammen, Frauenärzte oder Kliniken solche Gespräche an, wenn man darum bittet. In diesen Gesprächen können auch weitere Hilfsangebote vermittelt werden.

Eine andere Form der Kontaktaufnahme ist der Brief. Vielen Familien hilft es, dem Arzt oder der Klinik in einem Brief darzulegen, Wie sie die Behandlung erlebt und empfunden haben um damit abzuschließen.

Ist eine direkte Konfrontation mit den beteiligten Ärzten oder Hebammen nicht gewünscht gibt es in Familienzentren, Geburtshäusern oder Hebammenpraxen Informationen zu Hilfsangeboten in eurer Nähe.

Diese Hilfe ist unterschiedlich organisiert, es gibt Gesprächsgruppen, Einzelgespräche, Beratungen oder Therapieangebote.

Auch über das Internet kann man Hilfe finden. Die Seite gerechte-geburt.de bietet hier eine umfangreiche Linksammlung.

Eine weitere Möglichkeit dem Erlebten Ausdruck zu verleihen bietet die Roses Revolution.

Am 25. November legen Betroffene auf der ganzen Welt Rosen vor den Kliniken ab, in denen sie gewaltsame Erlebnisse hatten. Sie können einen Flyer der Roses Revolution anfügen oder auch ihre Geburtserlebnisse niederschreiben. Diese Aktion soll die Sichtbarkeit der Thematik erhöhen und Aufmerksamkeit in den Kliniken auf einen achtsamen Umgang mit Schwangeren lenken.

Informationen dazu findet ihr hier.

Leider ist eine Unterstützung für Frauen nach schwierigen Geburten nicht an allen Stellen gegeben. Solltet ihr von einem Arzt oder einer Hebamme abgewiesen oder abgewimmelt werden, nehmt euch ein Herz und versucht es ein zweites oder auch drittes Mal. Es geht um euch, eure Gesundheit und eure Kinder. Es gibt Hilfe und Angebote, leider sind sie noch nicht überall gut zugänglich. In solchen Fällen können bundesweit arbeitende Vereine, die im Internet präsent sind weiter helfen.

Besonders an diesem Tag hoffen wir Familien die Chance zu geben um auszudrücken, welche körperliche oder seelische Gewalt sie erlebt haben.

Wir wünschen uns, dass sie betrauern dürfen, was ihnen widerfahren ist und was ihnen genommen wurde.

Unser Ziel muss sein, dass wir achtsam mit werdenden Familien umgehen, dass wir sensibel sind, wenn es frisch gebackenen Eltern nicht gut geht und dass durch die Sensibilisierung unserer Gesellschaft letzendlich Maßnahmen zur Verbesserung der katastrophalen Situation in der Geburtshilfe ergriffen werden.

Roses Revolution Deutschland - LOGO

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