Die fröhlichen Kinder – Gedanken zum Welt-Down-Syndrom-Tag

Es gibt stetig weniger von ihnen, denn es entscheiden sich äußerst viele Menschen für einen Abbruch der Schwangerschaft, wenn sie erfahren, dass ihr Kind mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vom Down-Syndrom betroffen ist. Mich macht diese Tatsache traurig und wütend, warum darf dieser Mensch nicht leben?

Als Kind war ich immer völlig fasziniert von diesen fröhlich wirkenden Menschen und doch waren sie mir etwas unheimlich und fremd, denn ich traf sie selten und auch in dieser Zeit waren sie ein seltener Teil unserer Gesellschaft. Auch heute noch freue ich mich immer unheimlich über Begegnungen mit diesen besonderen Kindern, sind sie doch so neugierig und freundlich und haben fast immer ein Lächeln übrig. Das bringt Sonne in mein Herz.

 

Ist solch ein Leben lebenswert?

Sie ist präsent, die Angst vor dem Unbekannten. Erfahren die Eltern, dass ihr Ungeborenes betroffen sein könnte, stellen sie sich schnell die Frage, wie das Leben für diesen Menschen überhaupt lebenswert sein kann und auch ob ihr eigenes Leben dann noch lebenswert ist. Ich finde die Frage absurd, denn aus meiner Sicht ist jedes Leben lebenswert, gerade das eines ungeborenen Kindes.

Viele halten sich nicht vor Augen, dass Menschen mit Down-Syndrom recht selbstbestimmt leben können. Sie werden vielleicht keine Astronauten oder gewinnen den Physiknobelpreis, aber ist das so wichtig? Durch die Anomalie in ihren Chromosomen entwickeln sie sich anders, etwas langsamer und lernen nicht all das, was die „normalen“ Kinder lernen. Aber sie sind durchaus irgendwann in der Lage, in einem gewissen Rahmen für sich selbst zu sorgen, können als Erwachsene in Wohngruppen oder in eigenen Wohnungen leben. Und es gibt unter ihnen Eltern, die ganz wunderbar für ihre Kinder sorgen.

Viele Menschen mit Down-Syndrom sind sehr einfühlsam und emotional. Genau das ist es, was sie für mich wohl immer so fröhlich erscheinen lässt. Natürlich lässt sich dies nicht verallgemeinern, aber es ist doch sehr deutlich ausgeprägt und durch Studien belegt. Viele Menschen mot Down-Syndrom sind außerdem künstlerisch sehr begabt und finden in der Kunst ihren Wirkungsbereich.

Heute haben Menschen mit Down-Syndrom eine Lebenserwartung von guten 60 Jahren. Eine verdammt lange Zeit wie ich finde. Umso wichtiger ist es ja zu sagen zu diesen Menschen und ihnen diese Zeit zuzugestehen.

 

Akzeptanz in der Gesellschaft

Noch immer haben Eltern von Kindern mit Down-Syndrom unter Anfeindungen zu leiden. Nicht selten kommt es vor, dass sie direkt oder indirekt gefragt werden, warum sie diesem Leben nicht schon vor der Geburt ein Ende gesetzt haben. Ich finde es sehr anmaßend überhaupt auf die Idee zu kommen so etwas zu fragen, zeigt die Frage doch auch, wie beschränkt manche Menschen denken.

Doch leider ist die Angst vor dem Unbekannten und dem Anderen immer noch viel zu weit verbreitet. Ärzte schüren diese Ängste bei Schwangeren und überreden sie nicht selten genug zu Zusatzuntersuchungen, deren mögliche Folge Schwangerschaftsabbrüche sind. Viel wichtiger wäre hier die Aufklärung, den Familien aufzuzeigen wie wunderbar das Leben jedes Menschen sein kann.

Aber auch in unserer Mitte kommen diese besonderen Menschen immer noch nicht an. Viel zu oft liest man von Eltern, die aufbegehren, wenn gerade in der Klasse ihres Kindes ein Integrationsplatz geschaffen werden soll. Dabei ist es so wichtig, dass Down-Syndrom-Kinder ganz normal an eine Regelschule gehen können, so wie ihre Freunde das auch tun.

Kinder sind vielleicht die einzigen, die keinen Unterschied machen. Für Kinder zählt oft nicht wie der Gegenüber aussieht, ob er etwas langsamer oder schneller im Lernen ist, ob er viel oder wenig lacht, ob er sprechen kann oder nicht. Sie sehen oft in das Herz ihres Gegenüber und nehmen ihn so an, wie er ist. Leider sorgt unsere Gesellschaft viel zu schnell dafür, dass sie dieses tolle Verhalten ablegen. Dabei wäre es so wichtig, dass wir von ihnen lernen.

 

Ein langer Weg

Es ist noch ein langer Weg zu gehen. Hin zu einer Gesellschaft, in der auch besondere Kinder und Menschen ganz normal behandelt werden. Eine Gesellschaft in der nicht die Frage gestellt wird, warum man dieses eine Leben nicht rechtzeitig beendet hat. Eine Gesellschaft in der keine Angst gemacht wird, sondern Mut. Eine Gesellschaft in der wir alle so sein können, wie wir sind. Einzigartig und besonders.

3 Gedanken zu “Die fröhlichen Kinder – Gedanken zum Welt-Down-Syndrom-Tag

  1. Anscheinend ist das NS Gedankengut immer noch in unserer Gesellschaft vorhanden- mehr als so mancher zugeben möchte… Denn… Genau dies wurde dort propagiert. Menschen, die „anders“ sind bzw. Menschen mit einer Behinderung sind nicht lebenswert… 😦 90% aller vermuteten Kinder, mit dem Gendefekt Down-Syndrom werden abgetrieben, obwohl es durchaus sein kann, dass trotz der Diagnose nichts dran ist und die Kinder ganz „normal“ auf die Welt kommen…

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  2. Im Radio wurde gestern gesagt, dass 9 von 10 im Mutterleib diagnostizierten Down-Syndrom-Babys abgetrieben werden! Ich persönlich kann das auch nicht nachvollziehen, dass andere Menschen entscheiden, welches Leben als lebenswert gilt….
    Eigentlich sollte man glauben, dass Diskriminierung jeglicher Art usw. heutzutage nicht mehr so ein Thema sind…

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