Mit dem positiven Schwangerschaftstest verspühren viele Frauen das dringende Bedürfnis sich auf die Geburt und all das was danach kommt vorbereiten zu müssen. Das ist verständlich, gerade wenn es die erste Schwangerschaft ist, ist alles neu und unbekannt. Aber auch in einer weiteren Schwangerschaft kann es passieren, dass Frauen sich neu oder anders vorbereiten möchten. Doch welche Möglichkeiten gibt es genau?
Geburtsvorbereitungskurs einzeln
Oft wird er von anderen Frauen oder Paaren empfohlen, die bereits ein Kind oder mehrere Kinder haben, der Geburtsvorbereitungskurs. Es kommt leider aber auch häufig vor, dass gerade diese Kurse als Hechelkurse belächelt werden und als nicht notwendig abgetan werden. Viele Frauen und Paare verunsichert dies und einige überzeugt es, sich solch einen Kurs erst gar nicht „anzutun“. Ich finde das sehr schade, werden doch viele dieser Kurse von sehr engagierten Hebammen oder Familienbegleiterinnen geleitet.
Geburtsvorbereitungskurse werden sowohl für die Frau einzeln, als auch für Paare angeboten. Für mich hatte der Kurs ohne den Mann, bzw. in Begleitung von ihm am Partnerabend, durchaus seinen Reiz. Denn in einem Kurs, in dem nur die Frauen anwesend sind, wird viel offener gesprochen. So fällt es vielen Frauen leichter sich über unangenehme Dinge wie Ausscheidungen während der Geburt, Dammrisse oder den Wochenfluss auszutauschen. Und noch ein Aspekt ist für mich wichtig gewesen, wir sitzen dort nicht mit unserem Partner und bleiben für uns, sondern wir treten in Aktion mit den anderen Frauen. Aus solchen Kursen können sehr wertvolle Freundschaften entstehen.
Jede Hebamme und Familienbegleiterin gestaltet ihren Kurs unterschiedlich. Viele bauen Entspannungsreisen oder leichte Gymnastik mit ein. Allen Kursen gleich ist aber der Inhalt, denn dort wird intensiv über die Geburt und deren Verlauf, die Wahl des Geburtsortes, die Vorbereitung auf die Geburt, das Wochenbett und das Stillen eingegangen. Und in fast all diesen Kursen gibt es ein oder zwei Einheiten an denen auch die Partner teilnehmen und über die Geburt mehr erfahren. Und um noch einmal auf die Bezeichnung Hechelkurs zurückzukommen, tatsächlich war nur einer der Partnerabende einer, an dem wir gemeinsam Atemübungen gemacht haben, die ich als sehr wertvoll empfunden habe.
Geburtsvorbereitungskurs als Paar
Partnerkurse werden oft komprimiert am Wochenende angeboten, damit beide Partner teilnehmen können. Die Inhalte sind mit dem Kurs nur für Frauen vergleichbar, jedoch habe ich von vielen Frauen gehört, dass sie sich dort nicht getraut haben alle Fragen zu stellen. Vielen fällt es schon schwer sehr intime Fragen vor anderen Frauen zu stellen, vor fremden Männern ist das nochmal schwieriger.
Ein weiterer Punkt, den viele Frauen kritisieren, ist die Schnelligkeit und Oberflächlichkeit, die solche Kurse haben können. Das muss keinesfalls sein, ich habe durchaus auch schon von Frauen und Paaren gehört, die sehr erfüllt aus solch einem Kurs nach Hause gegangen sind. Was sicherlich fehlt ist das intensive Kennenlernen untereinander, das in einem wöchentlichen Kurs eher gegeben ist.
Ein klarer Vorteil eines solchen Kurses, der Mann erfährt alle Dinge rund um die Geburt, die Schwangerschaft und das Wochenbett. Ich erinnere mich noch, dass ich oft nach einem Abend Geburtsvorbereitung nach Hause kam und versucht habe dem Mann zu vermitteln, was ich gelernt und erfahren habe. Mir ist das leider nie so gelungen, wie es im Kurs gelingen würde, gerade auch weil daheim wieder so viele andere Dinge wichtig sind.
Hypnobirthing
Hypnobirthing erfreut sich immer mehr Bekanntheit und Beliebtheit. Es ist eine Methode, die eine sanfte Geburt verspricht und die vor allem eine sehr intensive Vorbereitung und Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und dem Baby mit sich bringt.
Hypnobirthing hat nicht, wie der Name vielleicht suggeriert, mit einer Geburt unter Hypnose zu tun. Viel mehr geht es darum sich gezielt durch Atemübungen und Entspannungsübungen fallen zu lassen und auf den eigenen Körper zu vertrauen. Wichtig ist vor allem, den Frauen die Angst zu nehmen und eine Zuversicht einzupflanzen, dass eine Geburt nicht grauenhaft und schmerzhaft sein muss. Wichtig ist auch, dass negativ besetzte Worte ersetzt werden. So werden im Hypnobirthing die Wehen als Wellen bezeichnet.
Wichtig beim Hypnobirthing ist der Geburtspartner, der die Frau während der Geburt begleitet und unterstützt, ihre Entspannung durch erlernte Massagetechniken vertieft, aber auch für sie eintritt, wenn sie nicht bereit ist mit der Außenwelt zu kommunizieren. Wichtig hierbei ist, dass der Geburtspartner nicht der Lebenspartner und Vater des Kindes sein muss, sondern auch eine Freundin, die Mutter, eine Doula oder ähnliche Person sein kann. Die Frau und der Geburtspartner sollten dabei gut miteinander harmonieren und ein tiefes Vertrauensverhältnis haben.
Mittlerweile gibt es in allen größeren Städten im deutschsprachigen Raum Angebote zu Hypnobirthing. Statt eines normalen Geburtsvorbereitungskurses kann auch ein Hypnobirthingkurs besucht werden. Dieser wird jedoch häufig nur in Teilen von der Krankenkasse übernommen.
Empfohlen wird aber immer das Buch von Marie Mongan Hypnobirthing. Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften und leichten Geburt: Die Mongan-Methode. Dieses wird auch in den Kursen als Begleitbuch vewendet.
Säuglingspflegekurse
Viele Krankenhäuser, Geburtshäuser, Hebammen(-praxen) und Familienbegleiterinnen bieten spezielle Säuglingspflegekurse für werdende Eltern an. In den meisten Kursen wird auf die klassische Säuglingspflege eingegangen. Die Eltern lernen, wie sie das Kind an- und ausziehen, ohne ihm weh zu tun, wie sie die Windeln wechseln und den Intimbereich des Kindes pflegen. Das erste Bad ist genauso Thema wie das Stillen, die Ersatznahrung und oft auch die Einführung der Beikost.
Hier müssen die Eltern entscheiden, ob sie solch einen Kurs besuchen möchten oder sich doch lieber mit Literatur und eventuellen Tipps und Tricks aus dem Familien- und Freundeskreis vorbereiten. Gerade wenn man sich schon in der Schwangerschagt mit Themen wie windelfrei, tragen und Kinesthätik auseinandergesetzt hat, können solche Kurse eher eine Enttäuschung sein und vielleicht einfach nicht das richtige. Vielen werdenden Eltern jedoch geben sie Sicherheit, da wir heute den Umgang mit Kindern und vor allem Säuglingen kaum noch kennen.
Stillgruppen und Stilltreffen
Auch schon vor der Geburt ist der Besuch eines Stilltreffens eine gute Idee. Stilltreffen werden in Hebammenpraxen und von afs- und LaLecheLiga-Stillberaterinnen angeboten. Stillen ist etwas, das uns nicht als genetisches Programm mitgegeben wird sondern eine Fähigkeit, die wir zusammen mit dem Baby erlernen müssen. Dabei ist es von Vorteil, wenn wir andere Mütter beim Stillen ihres Babys beobachten können. Durch ein Stilltreffen lernt man schon vor der Geburt Ansprechpartner kennen und weiß, wohin man sich mit seinem Kind wenden kann.
Offene artgerecht-Treffen
Auch Schwangere, werdende Eltern und Interessierte sind herzlich zu den offenen artgerecht-Treffen des artgerecht-Projektes eingeladen. Diese bieten die Möglichkeit sich mit gleichgesinnten Eltern auszutauschen und erste Fragen zum Thema windelfrei, artgerechter Babyschlaf, Langzeitstillen, tragen und so weiter loszuwerden und erste Kontakte in die Welt der „altenativen Ökomuttis“ zu knüpfen.
Onlinekurse
Immer mehr Angebote finden heutzutage online statt, für viele Frauen eine bereichernde Erfahrung. Gerade in der ersten Schwangerschaft ist die Frau häufig noch vollzeit berufstätig und hat oft keine Zeit oder Gelegenheit einen Kurs vor Ort zu besuchen. Leider gibt es gerade auch in kleineren Städten und auf dem Land immer weniger Hebammen und somit auch weniger Angebote. Oder es gibt eben nicht das richtige Angebot für die Frau.
Den richtigen Kurs im Dschungel des Internets zu finden ist sicherlich oft nicht ganz einfach. Hier ist es hilfreich auf die Erfahrung von Freundinnen, Kolleginnen oder Bekannten zurückzugreifen oder sich zuerst einmal in Facebook-Gruppen oder ähnlichen Seiten auszutauschen.
Literatur
Neben vielen Apps und Blogs haben viele Frauen gerne noch ein schönes Buch in der Hand. Mich freut das, bin ich doch ein riesiger Bücherfan und habe mittlerweile auch in diesem Bereich einiges gelesen. Ans Herz lege ich jeder werdenden Mutter die beiden folgenden Bücher:
- artgerecht – Das andere Baby-Buch von Nicola Schmidt
- Geborgene Babys von Julia Dibbern
Weitere Bücher sind:
- Geburt und Stillen von Michel Odent mit viel theoretischem aber sehr wertvollen Wissen zu den beiden Themengebieten
- Geburt ohne Gewalt von Frédérick Leboyer, ein Blick auf die Geburt aus Sicht des Kindes
- Die Hebammensprechstunde von Ingeborg Stadelmann mit wertvollen Tipps zur Schwangerschaft, Geburt und dem Wochenbett
- HypnoBirthing von Marie F. Mongan
- Das Geburtsbuch von Nora Imlau
Austausch mit anderen Müttern
Der Austausch mit Frauen, die bereits ein oder mehrere Kinder zur Welt gebracht haben kann sehr wertvoll sein. Für viele Frauen ist es einfacher Fragen an eine Vertrauensperson zu stellen, statt sie mit der Frauenärztin oder einer ihnen noch fremden Hebamme zu besprechen.
Doch hier ist auch Vorsicht geboten. Leider erleben viele Frauen sehr unschöne Geburten, teilweise mit gewaltvollen Elementen. Ich selbst hatte keine sehr schöne erste Geburt, erzähle anderen Frauen jedoch nicht viel davon, denn ich möchte, dass sie unvoreingenommen in ihre Geburt gehen. Hier sollte sich also jede Frau schützen und ihr Gegenüber bitten nicht weiterzureden oder einiges auszulassen. Hinterher bleibt noch genug Zeit auch über diese Erfahrungen zu sprechen.
Austausch und Informationen im Internet
Es gibt unzählige Möglichkeiten sich im Internet über die Schwangerschaft zu informieren und auszutauschen. Neben den Geburtsvorbereitungskursen vor Ort werden auch immer mehr Vorbereitungskurse online angeboten, gerade im Hypnobirthingbereich scheint es hier einiges zu geben. Hier ist es wichtig gut zu prüfen, wer hinter dem Angebot steckt und ob es genau das abdeckt, was die einzelne anspricht.
Für viele Frauen ist der Austausch mit Gleichgesinnten schön und wertvoll, nicht immer hat man eine Freundin, die zur gleichen Zeit ungefähr gleich weit schwanger ist. Und so gibt es unzählige Foren und Facebook-Gruppen. Der Austausch in solchen Gruppen kann sehr wertvoll sein, wenn man die für sich und seine Überzeugung richtige Gruppe gefunden hat. Wie bei jedem Austausch im Internet gilt, das geschriebene Wort ist ein anderes als das gesprochene. Nicht jedes Wort sollte auf die Goldwaage gelegt werden und andere Meinungen respektiert werden.
Was ist wichtig?
Doch das wichtigste zum Schluss. Ich rate jeder Frau auf ihren Körper und ihre Intuition zu hören. Die Schwangerschaft ist eine gute Gelegenheit sich wieder mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen und sich selbst neu kennenzulernen. Die beste Vorbereitung auf die Geburt, meiner Meinung nach, ist es gut zu sich selbst zu sein und das zu tun, was Mutter und Kind gut tut.
Ich habe bei der Schwangerschaft eine sehr gute Beziehung zu meinem Körper aufgebaut. Teileweise hat mir der Geburtsvorbereitungskurs geholfen. Die Geburt war dann auch absolut in Ordnung.
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Wunderbare Zusammenfassung! Eines würde mich noch interessieren, nämlich, ob du Erfahrungen mit diesen Geburtsvorbereitungskursen hast, die direkt im Krankenhaus stattfinden. Kannst du die empfehlen? Herzliche Grüße! Katharina
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