Betreuung – Über die Freiheit, sich für das passende Modell zu entscheiden

Da ist diese Familie, die sowieso schon jeden Cent umdreht, um über die Runden zu kommen. In der die Eltern ihre Bedürfnisse und Wünsche hinten anstellen und wo beide Elternteile nach dem Ende des Elterngeldbezuges wieder arbeiten gehen müssen. Sie haben keine Wahl, das Kind oder die Kinder müssen in eine Betreuungseinrichtung.

Da ist die Familie, die sich entschieden hat auf bestimmte Dinge zu verzichten, damit die Mutter oder der Vater daheim bleiben können und das Kind mindestens die ersten drei Jahre Zuhause bleiben kann. Sie verzichten auf Urlaube und eine große Wohnung.

Da ist die Familie, in der beide Elternteile einen Job haben, der ihnen Spaß macht und den sie, trotz ihrer Kinder, weiter ausübern möchten. Sie haben ihre Kinder in einer Betreuungseinrichtung untergebracht. Mit Glück in einer, die sie sich aussuchen konnten.

Da ist die Familie, die Großeltern hat, die die Betreuungsaufgabe mit übernehmen, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können, um das nötige Geld zum Leben verdienen zu können. Das ist eine große Hilfe, doch alles muss organisiert und gut durchgeplant sein.

Da ist die Familie, in der einer der Partner so gut verdient, dass der andere nicht arbeiten gehen muss. Und die sich trotzdem entschieden haben ihre Kinder in eine Betreuungseinrichtung zu geben, weil sie es alleine nicht schaffen. Materiell geht es ihnen gut, doch sie machen sich Gedanken, ob sie nicht zu egoistisch sind.

Haben wir die freie Wahl?

Haben Eltern also die freie Wahl? Ja und nein, denn es hängt von so vielen Faktoren ab. Oft ist es gar nicht mehr möglich nur noch von einem Gehalt zu leben oder eben nur mit starken Einschränkungen, die die Eltern mit der Zeit mürbe machen.

Aber es ist auch die Gesellschaft, die uns immer wieder vermittelt, dass unsere Wahl die falsche ist. So fühlt es sich nie richtig an. Gerade Mütter müssen sich immer wieder Dinge anhören, die so nicht mehr gesagt werden dürfen. Ihnen wird Egoismus vorgeworfen, wenn sie wieder arbeiten gehen. Doch genauso werden Frauen, die sich entscheiden erst einmal Hausfrau und Mutter zu sein, was vom Arbeitsaufwand oft mehr ist als ein Vollzeitjob, angegriffen, denn sie wären faul und würden nicht an ihre Zukunft denken.

Und dann gibt es da noch die ganzen äußeren Umstände, die Eltern zwingen nicht den Weg zu gehen, den sie für den richtigen halten.

Und nun?

Fakt ist, es muss sich etwas tun, auch wenn wir es hier in Deutschland schon vergleichsweise gut haben. Eltern bekommen bis zu zwei Jahre Elterngeld, welches helfen kann eine längere Auszeit vom Job zu nehmen. Die Elternzeit kann bis zu drei Jahre dauern und, was viele oft nicht wissen, von beiden Partnern in Anspruch genommen werden. Auch Väter haben hier in Deutschland die Möglichkeit sich um ihre Kinder zu kümmern, sie wollen es nur schlicht oft nicht oder wissen nichts von dieser Möglichkeit.

Glaubt man der Politik könnte man meinen, wir leben in einem optimalen System. Denn wenn Eltern kein Elterngeld mehr beziehen, haben sie eine Garantie auf einen Betreuungsplatz. Und diese sind, dank Bildungsplänen und hohen Qualitätsstandards, natürlich nur vom allerfeinsten. Doch genau das ist oft nicht der Fall. Es fehlt in vielen Städten an Betreuungsplätzen, von angemessenen Plätzen will ich gar nicht sprechen.

Und es fehlt an Familienfreundlichkeit in vielen Betrieben. Väter haben zwar die Möglichkeit Elternzeit zu nehemen und Elterngeld zu beziehen, oft genug wird ihnen aber von ihren Vorgesetzten ein Stein den Weg gelegt. Frauen, welche in der Regel nach den Kindern in Teilzeit zurückkehren, ergeht es oft nicht besser. Sie haben schlechtere Chancen überhaupt einen passenden Job zu finden und werden oft in Positionen geparkt, die nicht ihren Fähigkeiten entsprechen.

Es fehlt an Offenheit

Und dann ist da noch ein Punkt, der nicht nur für die Betreuungssituation gilt. Es fehlt an Offenheit für unterschiedliche Lebensmodelle. Warum muss die Mutter kritisiert werden, die sich entscheidet ihren Job zu kündigen oder zu pausieren, um mehrere Jahre nur für die Kinder da zu sein? Warum wird die Mutter kritisiert, die nach kurzer Zeit wieder arbeiten geht, weil ihr Job ihr Freude bereitet. Warum wird die Familie kritisiert, die aus den klassischen Rollenbildern ausbricht und der Mann die Hauptaufgabe der Care-Arbeit übernimmt?

Wir sind nicht offen für andere Lebensmodelle und -vorstellungen, weil wir sie oft nicht verstehen können oder wollen. Doch es ist so wichtig diese zu akzeptieren. Denn so lange es allen Beteiligten gut geht, so lange ist die Entscheidung, die getroffen wurde, für die Familie die richtige.

Es wäre so viel wertvoller, wenn Eltern sich untereinander unterstützen würden. Statt zu kritisieren, zuzuhören. Wahrzunehmen, was den anderen bewegt. Warum er oder sie sich für genau dieses Modell entschieden hat. Und dort gute Ratschläge zu geben, wo sie angebracht sind bzw. wo sie erwünscht sind.

Wir müssen darüber reden

Wichtig ist es auch, über unsere Situation zu reden. Aufzuzeigen warum wir uns für etwas entschieden haben und aber auch, wo uns die Wahlfreiheit durch äußere Einflüsse und Zwänge genommen wurde. Nur so kann sich etwas verändern und nur so kommt es im Bewusstsein aller an.

Jede Familie will das Beste für sich, für ihre Kinder. Und jede Familie geht dabei ihren eigenen Weg.

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