Fast jede Schwangere hat ihn schon mindestens einmal gehört oder gar selbst verwendet, den Satz: „Schwangerschaft ist keine Krankheit“. Und genau so sollte eine Schwangerschaft auch gesehen werden, denn in erster Linie ist es ein natürlicher Prozess, den wir Menschen seit vielen hunderten von Jahren durchlaufen und der letztendlich die Erhaltung unserer Art sicher stellt.
Doch für immer mehr Frauen ist es heute schwer ihre Schwangerschaft als etwas natürliches zu sehen. Die regelmäßigen Termine bei Frauenärzten suggerieren schnell, dass eine medizinische Überwachung der Schwangerschaft auf jeden Fall notwendig ist, damit die vielen Risiken, die irgendwo am Horizont auftauchen könnten überwacht und in ihre Schranken gewiesen werden können. Wie kann es da noch gelingen entspannt durch die Schwangerschaft zu gehen?
Was möchte und brauche ich?
Für Schwangere gibt es viele gesellschaftliche Konventionen, was man tun und lassen sollte, was notwendig, unerlässlich oder absolut verboten ist. Man kann sich viele schlaflose Nächte und Diskussionen ersparen, wenn man sein Herz fragt, wie man diese Schwangerschaft gestalten möchte. Will man sie zelebrieren, möglichst auffällige Umstandsmode tragen, viele Vorbereitungskurse machen? Bekommt man Sicherheit durch viele Vorsorgeuntersuchungen oder ist ein vertrauensvolles Verhältnis zu einer Hebamme stärkend? Möchte man erst einmal sein Leben weiter leben und gar nicht so viel ändern? Das alles sollte die werdende Mutter für sich nach ihrem Gefühl entscheiden. Es spricht meistens nichts dagegen, seinen Sport weiter zu machen, in den Urlaub zu fahren, es sich gut gehen zu lassen und daran zu glauben, dass es dem kleinen Menschen bestens geht. Wichtig ist, man muss nichts anders machen, weil man schwanger ist. Über jede Veränderung oder Maßnahme kann man frei entscheiden, ebenso über ärztliche Untersuchungen oder den Geburtsort.
Was kann ich für mich tun?
Um entspannt durch eine Schwangerschaft gehen zu können, ist es wichtig sich zu informieren. Einmal über die Rechte, die man als Schwangere hat, auch und vor allem gegenüber einem Arzt. Immer wieder höre ich, dass Frauen „gezwungen“ werden vorsorglich einen Zuckertest durchzuführen und sich wochenlang verrückt machen und strengstens auf ihre Ernährung achten, ohne dass sie dies müssten.
Zusätzlich ist es gut zu wissen, welche Untersuchungen sinnvoll sind und durch wen diese durchgeführt werden können. Viele Frauen wissen nicht, dass auch eine Hebamme Vorsorgeuntersuchungen durchführen kann und dies schon mit sehr einfachen Mitteln und oft in einer angenehmeren Atmosphäre als der Arzt. Vorsorgeuntersuchungen durch eine einfühlsame Hebamme können dazu beitragen, dass die Schwangere sich sicher fühlt, ohne die Schwangerschaft durch einen Arzt wie eine Krankheit behandeln zu lassen.
Neben all dem ist es sicherlich nie verkehrt sich mit dem auseinanderzusetzen, was im Körper passiert und wie der Körper sich verändern kann. Hier ist ganz wichtig, dass die Frauen oft neu lernen müssen ihren Körper wahrzunehmen und gut auf sich zu achten. Aber es ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die auch im späteren Leben immer wieder von Vorteil sein kann.
Weitere gute Wege zu mehr Entspannung ist sicherlich auch eine gute Vorbereitung auf die Geburt und das Baby. Mir hat es geholfen und hilft auch diesmal wieder, schon zu wissen was danach kommt und welche wichtigen Hilfen oder Dinge ich benötige. Heute habe ich zwar eine andere Sicht auf einige Dinge als damals und bereite mich anders vor, aber in beiden Fällen half und hilft es mir entspannter durch die Schwangerschaft zu gehen.
Was tut mir gut?
Jede Frau ist anders und jede Schwangerschaft ist anders. So wird es nie ein Patentrezept geben mit welchem die Frau völlige Entspannung gewinnen kann. Umso wichtiger ist es immer wieder zu fragen: Was tut mir gut?
Das können sehr verschiedene Dinge sein, hier möchten wir einige Dinge aufzählen:
- In Ruhe eine Tasse Tee trinken, empfohlen ist hier der Schwangerschaftstee nach Ingeborg Stadelmann
- Schwangerenyoga, Schwangerenpilates oder ähnliches
- Spaziergänge an der frischen Luft, alleine oder mit dem Partner/den Kindern
- Meditation oder Achtsamkeitsübungen
- Vorbereitungen auf die Geburt, z.B. durch Hypnobirthing
- Gespräche mit Freundinnen, der eigenen Mutter oder anderen vertrauten Personen
- Auf das Baby hören, es fühlen, mit ihm sprechen
- Bewusste Vorbereitungen für das Kind treffen
Stress – Der Feind im Alltag
Ein Leben ohne Stress ist kaum vorstellbar und gerade in der Schwangerschaft kann Stress doppelt belastend sein. Da fühlt sich eine Schwangerschaft dann doch schnell wie eine störende Krankheit und nicht mehr wie ein schönes Ereignis an. Stress wird von jedem unterschiedlich empfunden und so sollten Stressfaktoren von jeder Frau in jeder Situation individuell betrachtet und bewertet werden. Kommentare wie: „Stell dich nicht so an!“ oder „So schlimm ist es doch nicht!“ sind wenig sinnvoll. Hier ist es wichtig sich abzugrenzen und auf die eigene Wahrnehmung zu bestehen.
Wichtig ist es, Stressoren zu erkennen und zu bekämpfen. Oft fällt es uns schwer zuzugeben, dass wir mit einer Situation nicht leben können und so trauen wir uns nicht dies anzusprechen oder um Hilfe zu bitten. Doch genau das ist wichtig und es ist gut schon in der Schwangerschaft zu lernen, andere um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen.
Jedoch sollte sich keine Frau Sorgen machen, wenn sie Stress während der Schwangerschaft ausgesetzt ist. Stress in Maßen schadet dem Baby nicht, sonder bereitet es auf das vor, was in der Welt außerhalb des Mutterleibs auf es wartet. Stress kategorisch auszuschließen und ihm aus dem Weg zu gehen muss nicht sein.
Essen – Was darf ich und was tut gut?
Kaum ist der Test positiv fragen sich viele Frauen, was sie noch essen dürfen und auf was sie verzichten müssen. Es gibt einige Dinge, bei denen es sicherlich sinnvoll ist wirklich darauf zu verzichten, da sie eine Gefahr für das Baby darstellen können. Hierzu informiert der Frauenarzt oder die Hebamme aber genau und dies kann auch von Frau zu Frau unterschiedlich sein.
Wichtig ist, dass die Frau ausgewogen und gesund isst, sich dabei aber nicht verbiegt. Wir essen alle unterschiedlich und vertragen das Essen auch ganz unterschiedlich. Bei der einen setzt nur ein Stück Schokolade sofort an, bei der anderen eine ganze Tafel überhaupt nicht. Ebenso sind viele Frauen kerngesund, ohne je viel Obst oder Gemüse zu essen. Deswegen ist es wichtig, das Essverhalten in der Schwangerschaft nicht komplett auf den Kopf zu stellen, sondern einfach etwas achtsamer zu essen. Das kann etwas sein, dass auch später bei einem Leben mit Kindern und deren Essverhalten sehr viel positives bringen kann.
Geht es um Schwangere und deren Essverhalten fällt leider oft auch noch der Satz: „Nimm dir bitte mehr, du musst ja jetzt für zwei essen!“ Das ist so nicht korrekt, es sind tatsächlich nur wenige Kalorien mehr, die die Frau zu sich nehmen muss. Viele von uns tun das sowieso schon jeden Tag, auch ohne schwanger zu sein.
Bewegung macht uns glücklich und geschmeidig
Wir alle bewegen uns viel zu wenig. So kann eine Schwangerschaft auch als Chance gesehen werden dies zu ändern. Leichte Bewegung tut in der Schwangerschaft gut, macht den Körper für die Geburt geschmeidig und lässt uns oft glücklich und entspannt zurück. Auch hierbei gilt, jede so wie sie kann und Zeit hat. Nichts muss, vieles kann.
Und es ist eine Chance eine neue Art des Sports für sich zu entdecken. Ich hatte bisher Yoga und Gymnastik für mich immer ausgeschlossen, fand aber in beiden Schwangerschaften und auch später in der Rückbildung gefallen daran.
Sport ist aber auch eine Chance ausserhalb eines Geburtsvorbereitungskurses andere Schwangere kennenzulernen und so erste Kontakte für ein Leben mit Kind knüpfen zu können.
Der Umgang mit Emotionen
Die Hormone sorgen oft dafür, dass eine Frau von einer Minute auf die andere von vollkommener Glückseeligkeit zu absoluter Trauer oder Wut wechseln kann. Emotionen werden oft viel intensiver wahrgenommen und ein Streit mit lieben Menschen in der näheren Umgebung ist leider oft vorprogrammiert. Hier ist es wichtig diese Gefühle und Emotionen zu akzeptieren, sie kommen und gehen zu lassen und sie zu begleiten. Und natürlich darüber zu sprechen und sie zu erklären, das hilft gerade den Männern oft sehr.
Viel reden ist in der Schwangerschaft sicher nicht verkehrt. So tut es gut, eine vertraute Person zu haben, mit der alle Bedenken und Ängste, alle Vorfreude und Neugier besprochen werden kann. Dies kann, muss aber nicht, der werdende Vater sein. Oft tut es gut sich mit anderen Müttern oder gar der eigenen Mutter auszutauschen. Auch Hebammen haben in der Vorsorge immer ein offenes Ohr für die Sorgen der werdenden Mutter.
Sei einfach schwanger
Das ist nun so leicht gesagt und auch ich muss mir das immer wieder vor Augen führen. Doch genau das ist besonders wichtig. Die 40 Wochen erscheinen uns unglaublich lang, sind aber doch schneller vorbei als gedacht. Deswegen ist es umso wichtiger sie zu nutzen und zu genießen und sich mit Bedacht und Achtsamkeit auf das neue Leben vorzubereiten, es kennenzulernen und sich daran zu erfreuen.
Ein wunderbarer Beitrag und außerdem auch ganz meine Überzeugung! ❤
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