Ich verpasse so viel – Mama arbeitet vollzeit

Vor ein paar Wochen traf ich mich mit drei Frauen aus meinem Geburtsvorbereitungskurs, Freitagnachmittag, denn Freitags arbeite ich von daheim, fange um sechs Uhr früh an und bin dann gegen 15 Uhr fertig. Und so habe ich noch den Nachmittag für solche Unternehmungen. Es war ein schöner Nachmittag mit guten Gesprächen und es war so schön die anderen Kinder mal wieder zu sehen. Doch in solchen Situationen wird mir bewusst, wie viel ich doch verpasse.

Ich arbeite vollzeit, bin täglich mit Hin- und Rückweg elfeinhalb Stunden unterwegs. Ich stehe Morgens um fünf auf, erledige eine Kleinigkeit im Haushalt und steige dann um sechs in den Bus. Abends um halb sechs bin ich wieder daheim, wenn alles gut geht und keine Bahn Verspätung hat. Dann kocht der Mann (Danke!) und ich bespaße ein müdes Kind und räume nebenbei auf oder mache noch schnell eine Wäsche. Manchmal setze ich mich aber auch einfach nur hin. Nach dem Essen ist ganz schnell die Zeit erreicht zu der die Tochter ins Bett will. Einer begleitet sie in den Schlaf, der andere spült ab, wischt und fegt. Und dann treffen der Mann und ich uns im besten Fall nochmal für eine halbe Stunde auf dem Sofa zum Fernsehn schauen.

Solch ein Tag lässt keine anderen Aktivitäten zu, weder welche die ich nur für mich mache, noch welche mit der Tochter zusammen. Wir gehen nicht zusammen zum Kinderturnen, in die Waldgruppe oder in einen Musikgarten. Wenn wir etwas zusammen erleben, dann am Wochenende und das dann eben oft nur zu dritt, ein Mama-Papa-Kind-Ausflug.

Ich hole die Tochter so gut wie nie vom Kindergarten ab und bringe sie auch nur ganz selten dort hin. Glücklicherweise kann ich ab und zu mit, kenne also die Betreuungspersonen und weiß wo sie den ganzen Tag ist. Was sie dort erlebt erfahre ich nur aus zweiter Hand und der Mann ist leider ganz schlecht darin sich Dinge zu merken. Erst vor kurzem habe ich zum ersten Mal eines der Kinder kennengelernt, mit welchem meine Tochter seit Anfang des Jahres gerne und viel spielt. Es ist ein komisches Gefühl so gar nicht zu wissen, was in ihrem Leben passiert und trotzdem zu wissen, dass sie dort sehr glücklich ist.

Ich habe mich vor der Geburt der Tochter dazu entschlossen dieses Modell zu fahren. Es war eine reine Vernunftsentscheidung, denn ich bin einfach die Hauptverdienerin in der Familie. Wir sind nicht bereit unser Haus aufzugeben, denn das würde für den Mann und mich einen sehr großen Verlust bedeuten. Trotzdem wissen wir beide, dass es so für uns alle nicht weitergehen kann, denn ich möchte mehr Anteil am Familienleben haben. Neue Wege werden beschritten und es ist eine spannende Zeit des Umbruchs. Aber es fühlt sich auch gut und richtig an, denn ich möchte nicht mehr so viel verpassen. Manchmal möchte ich auch einfach nur Mutti sein.

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