Es ist eines der Bücher, dass unglaublich oft empfohlen wird und um welches es fast schon einen Hype gibt. Ich bin dann erstmal etwas vorsichtig, habe ich doch gerade mit Ansichten zum Umgang mit Kindern oft die Erfahrung gemacht, dass das was die breite Masse anspricht nicht meiner Einstellung entspricht. Doch beim „Wunschkind“, wie das Buch von vielen nur noch genannt wird, ist das nicht der Fall. Und ja, es hat mich begeistert, auch wenn mir vieles durch meine Ausbildung zum artgerecht Coach bekannt war.
Danielle Graf und Katja Seide waren durch ihre Kinder motiviert genau dieses Buch zu schreiben, denn das so herbeigesehnte Wunschkind trieb sie häufig in den Wahnsinn. Wie so oft begann es mit einem Blog, auf dem viele Inhalte des Buches ebenfalls frei zugänglich gelesen werden können. Ich finde es gut, dass die beiden diese Inhalte immer noch dort zur Verfügung stellen und so jedem die Gelegenheit geben sie zu lesen, ohne das Buch zu kaufen.
Im Buch gehen Danielle Graf und Katja Seide immer wieder sehr stark auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns ein. Ein Punkt, den ich für sehr wichtig halte. Wir sagen zwar immer wieder, dass Babys und Kleinkinder vollwertige Menschen mit Bedürfnissen und Fähigkeiten sind und bitte als diese wahrgenommen werden sollen. Gleichzeitig muss man aber beachten, dass das menschliche Gehirn noch sehr lange braucht, bis es sich vollständig entwickelt hat. Da wird es dann auch sehr schnell verständlich, warum ein „nein“ oder „nicht“ einfach überhört oder ausgefiltert wird. Und es motiviert ab nun genau diese Worte nicht mehr zu nutzen und positiv zu formulieren. Es ist nicht immer einfach, hat uns aber schon so manche Situation erleichtert.
Doch das ist nicht der einzig wichtige Punkt wie ich finde. Danielle Graf und Katja Seide erklären auch, warum unsere Kleinkinder uns so gerne vermeintlich frech angrinsen und wann sie wie kooperieren oder es eben nicht mehr tun können. Sie öffnen mit einfachen Beispielen (man überlege sich wie hoch die Treppenstufen für die Kinderbeine sind) den Erwachsenen die Augen. Eltern lernen wieder durch die Augen ihrer Kinder zu sehen und können so hoffentlich wieder etwas gelassener mit ihnen umgehen.
Und so ist dieses Buch tatsächlich für alle Eltern von kleinen Wunschkindern, die uns in den Wahnsinn treiben, zu empfehlen. Es hilft unsere Kinder und ihr Verhalten zu verstehen und anzunehmen. Es eröffnet neue Blickwinkel und nimmt den Druck. Denn ja, die Trotzphase (ich mag das Wort gar nicht und finde Autonomiephase um einiges besser passend) kann sehr anstrengend sein. Man sagt so allgemein: „Pubertät ist, wenn Eltern anfangen schwierig zu werden.“ Ich glaube das ist auch schon auf diesen Lebensabschnitt anzuwenden. Machen wir es also uns und unseren Kindern leicht und lesen dieses Buch (oder den Blog) und sind ein wenig gelassener und glücklicher.