„Du musst auch mal an dich denken“ – (Un)mögliche Ratschläge und was dagegen hilft

Ein kleiner Mensch kommt zur Welt und sofort steht das Umfeld bereit, besucht, begutachtet, bewertet und kommentiert das Verhalten des Neuankömmlinge. Auch später hören Eltern immer wieder die gleichen verletzenden Bemerkungen über ihre Kinder, häufig unreflektiert, fast reflexartig.

Warum diese Ratschläge unfair sind, wie ihr Eltern wirklich helfen könnt und gute Antworten auf diese oft gehörten Tipps lest ihr heute hier.

Vor dem Lesen dieses Abschnitts stellt euch bitte einen leisen Seufzer vor.

Ja, es ist richtig, dass viele Eltern mehr Zeit für sich bräuchten. Bestimmt wissen sie das auch. Aber wenn es so einfach wäre, wie ihnen einen solchen Rat verbal vor die Füße zu werfen, würde die Not nicht entstehen.

In der Form, wie dieser Rat oft vorgetragen wird, ist es ein Vorwurf. Ein „du musst dich nicht wundern, dass der Friseur dich aus der Kundenkartei gestrichen hat, dass deine Hosen durchgewetzt und völlig aus der Mode sind, dass dein letzter intimer Kontakt viel zu lang her ist, dass du nicht weißt, dass dein Lieblingsrestaurant vor 2 Jahren geschlossen hat,…“

Damit Kinder in einem artgerechten Umfeld aufwachsen, braucht es viele Hände und die Unterstützung einer Gemeinschaft. Die Verantwortung, diese Hilfe zu bekommen, lieber aber in meinen Augen nicht allein bei ihnen. Natürlich kann man um Hilfe bitten, wenn man sie braucht. Unsere Gesellschaft vermittelt aber viel zu oft den Eindruck, wir müssen allein zurecht kommen.

Deshalb ist es gut und enorm hilfreich, wenn man aktiv Hilfe anbietet. Wer die Aussage „Du brauchst auch mal wieder Zeit für dich“ formulieren kann, hat den Bedarf erkannt und kann seine Unterstützung anbieten. Damit verliert es den Eindruck eines Vorwurfs und kann die Situation verbessern.

Eine ehrliche Antwort auf den weniger nett gemeinten Vorwurf ist: „Das ist mir bewusst aber ich finde die Zeit nicht. Meine Kinder sind klein und ihre Bedürfnisse stehen für mich momentan im Vordergrund. Ich freue mich, wenn du mir helfen würdest, etwas Zeit für mich frei zu schaffen“

Etwas provokanter kann man diese Aussage auch nutzen, um Hilfe einzufordern.

„Also wenn du am Freitag nach den Kindern schaust, ihnen Essen machst und sie ins Bett bringst geh ich gern mit meinem Mann ins Restaurant“

Wenn ihr das Gefühl habt, ein guter Freund oder eine gute Freundin bräuchte mal einen kleine Auszeit, dann versucht gemeinsam mit dem Partner oder anderen vertrauten Personen eine kleine Entlastung auf die Beine zu stellen. Eltern können Zeit für sich nur genießen, wenn sie ihre Kinder gut versorgt wissen. Ein Kino-/Massage-/Shopping-/Whiskeytasting-Gutschein ist sicher lieb gemeint aber das drumherum sollte auch geklärt sein. Und nein, „Der Papa macht das schon und das 6 Monate alte Stillkind kann doch auch mal aus der Flasche Milch trinken“ ist nicht gut organisiert und so bekommt ihr die Mama nicht aus dem Haus.

Aber jeder, der Eltern zu einer kleinen Pause verhelfen kann, ist für sie sehr wichtig und sie nehmen das sicher gern an. Falls die Mamas zu zögerlich sind, die freie Zeit ihnen aber gut tut, empfiehlt selbst Jesper Juul sie einfach aus dem Haus zu schleppen. Natürlich nachdem man eine Betreuung für die Kinder organisiert hat.

Auch Eltern mit dem Anspruch vieles allein schaffen zu wollen, dürfen nicht vergessen, dass sie als Eltern das Fundament der Familie sind und dass sie gut für sich sorgen müssen, um stabil und stark zu bleiben gerade dann, wenn die Kinder sehr bedürftig sind.

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