Hätte ich Meli nicht getroffen, wäre ich heute wahrscheinlich eine strenge Businessfrau und Mutter. Dank Meli war ich aber so verrückt und habe mit ihr Mathe studiert. Und noch viel wichtiger, sie hat mir gezeigt, dass man ein Kind ganz anders großziehen kann. Alleine dafür werde ich ihr ewig dankbar sein.
Meli ist eine Person, die in sich ruht und in ihren Ansichten sehr gefestigt ist. Ich bewundere diese Ruhe, Reflektiertheit und Langsamkeit in ihrem Leben und in ihrem Umgang mit ihren Mitmenschen.
Und genau das bringt mich auch zur ersten Frage an dich, liebe Meli:
Woher nimmst du diese Ruhe und Kraft?
Ich war nicht immer so, im Gegenteil eher so der Mit-Anlauf-mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Typ. Dann kam der kleine Sohn auf die Welt und hat mir einen Spiegel vorgehalten. Er ist so sensibel und wann immer ich nervös oder ungeduldig wurde quittierte er das mit Unruhe und Weinen. Mit dem Kind im Tragetuch wurde jeder Moment zu einer Übung für innere Ausgeglichenheit, das Feedback des kleinen Menschen war unmittelbar, leitete mich durch eine sehr schwere Anfangszeit und ist bis heute mein Kompass. Es gibt keinen besseren Lehrer als unsere Kinder.
Die Kraft, für mein Kind, alle anderen Eltern und Kinder die Welt in bisschen besser zu machen ziehe ich tatsächlich auch aus unserem schlimmen Start ins gemeinsame Leben. Als ich mich wieder gefunden hatte, wusste ich, über wie viel Kraft ich verfüge. Seit ich angefangen habe, meine Erfahrungen mit anderen Eltern zu teilen, artgerecht Coach geworden bin und Familien bei ihrem Start ins gemeinsame Leben begleite, weiß ich wofür ich diese Kraft von Herzen gern einsetze.
Was ist für dich das tollste am Leben mit deinem Sohn?
Seine Augen, durch die ich in seine große, verletzliche Kinderseele schauen kann und sehe Liebe, Freude, Zuversicht, unendliches Vertrauen und eine Weisheit, über die nur Kinder verfügen.
Was hättest du gerne vor der Geburt deines Sohnes gewusst? Was möchtest du Erstgebärenden mit auf den Weg geben?
Vor der Geburt fühlte ich mich gut Informiert und hatte Vertrauen, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Unter der Geburt habe ich gelernt, dass alles Wissen entweder vergessen ist oder es mir in dem Moment sch***egal war. Eine Geburt steht und fällt mit der Qualität der Betreuung und um die sollten sich Frauen so früh wie möglich kümmern. Die Umgebung der Geburt muss zur Frau passen und sie sollte sich bei der Wahl 100% auf ihr Gefühl verlassen. Wenn eine Mama stillen möchte empfehle ich unbedingt schon vor der Geburt in eine Stillgruppe zu gehen. Stillen muss man tatsächlich lernen.
Alles was da kommen wird ist vorher unvorstellbar aber wir Frauen sind in der Lage, genau dieses Unvorstellbare zu leisten, auch wenn wir es noch gar nicht kennen.
Wie sieht dein Herzensweg aus?
Einen Fuß vor den anderen, barfuß über eine Wiese am Waldrand, das Kind an der Hand, den Mann an meiner Seite, den Wind im Rücken, die Sonne auf der Nase, einen Ort an den ich immer zurück kehren kann, Freunde, die dort auf mich warten und zum Nachtisch gibt’s Kuchen.
An welchem Ort fühlst du dich so richtig wohl?
Am tobenden Meer mit viel Wind, riesigen Wellen, Gischt und Salzgeruch in der Nase.
Du kochst und backst unglaublich gut, welches ist dein Lieblingsrezept?
Die Donauwelle meiner Oma
15 Jahre zurück, würdest du dich nochmal für ein Mathestudium entscheiden? Wenn nein, was würdest du stattdessen tun?
Schon vor 15 Jahren fand ich „Nicht bereuen“ eine coole Attitüde, heute sage ich, für alles, was ich gemacht habe, hatte ich eine Motivation, jede Entscheidung hat mich hierhin gebracht, wo ich heute bin, mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich bin gern hier und ich mag mich – ich würde nichts anders machen.