Wenn Kinder die Mutterliebe nicht verstehen – Blogparade #liebesbriefanskind

Als meine Schwester und ich das erste Mal ohne unsere Eltern auf eine Zeltfreizeit gefahren sind, war das für meine Mutter eine der schwersten Zeiten. Bestimmt hat sie sich über ein paar ruhige Tage gefreut, ohne Berge von Wäsche und ohne zwei maulende vorpubertäre Mädchen, die das Essen oder einander nicht mochten. Andererseits hat meine Mutter uns immer gerne um sich gehabt. Wir haben Nachmittags stundenlang bei Kaffee oder Tee und Keksen zusammengesessen und über das gesprochen was uns bewegte oder einfach was gerade so passierte in unserem Leben. Und genau das hat meine Mutter weiter gemacht. Sie hat sich jeden Tag hingesetzt und an uns zwei eine Postkarte geschrieben auf der sie erzählte was gerade daheim passierte, wie es ihr und meinem Vater ging oder was sie bewegte. Und was machten meine Schwester und ich? Wir waren nicht voll Freude, Liebe und Dankbarkeit über diese kleinen täglichen Liebesbotschaften. Stattdessen war es uns peinlich, dass unsere Mutter jeden Tag schrieb und so an uns „klebte“. Bei der täglichen Verteilung der Post wurde unsere immer mit den Worten: „Und wieder eine Karte für die Kinder, die keine Post bekommen wollen!“ angekündigt. Jahre später, als ich selbst Mitarbeiterin auf dieser Freizeit war, sprach ich darüber mit der Leiterin, die diese Freizeit auch schon zu meiner Kinderzeit geleitet hatte. Erst da ist mir aufgegangen wie besonders und wertvoll diese Karten waren.

Meine Mutter war immer die Mutter, die hinter ihren Kindern stand und immer für uns da war. Lehrer fanden sie teilweise richtig doof, wussten sie doch, dass meine Mutter sich beschweren würde wenn sie Ungerechtigkeit erahnte. Für uns Kinder war das wundervoll, unsere Löwenmama. Jederzeit bereit den Feind anzuspringen und ihre Kinder zu verteidigen.

Ich musste erst selbst Mutter werden um zu verstehen wie tief die Liebe einer Mutter ist, obwohl meine das immer und jederzeit gezeigt hat. Lange war es für mich selbstverständlich, dass sie mich liebt, denn sie ist ja meine Mama. Dass sie uns aber auf so eine besondere und tiefe Art liebt, das ist nicht selbstverständlich und etwas ganz besonderes. Ich erkenne heute, dass ich unglaublich Glück mit meiner Mama habe, dass sie sich schon immer gegen „das macht man aber so“ widersetzt hat und uns Kinder frei und doch streng (sagt sie selber so) erzogen hat.

Und das Beste, ich hab nicht nur eine Mutter, die mich bedingungslos liebt, ich habe das große Glück dazu zwei tolle Väter und eine wundervolle Stiefmutter zu haben. Auch Eltern brauchen Liebesbriefe.

Ein Gedanke zu “Wenn Kinder die Mutterliebe nicht verstehen – Blogparade #liebesbriefanskind

  1. … und dann sitzt die Mama da und weint dicke Tränen vor Glück, dass sie so wunderbare Kinder hat. Und sie schreibt weiter Postkarten, jetzt an die Enkeltochter. Aber das ist eine andere, neue Liebesgeschichte …

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